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Wildbienen und Honigbienen – was sie unterscheidet und warum beide so wichtig sind

Wenn wir an Bienen denken, kommt den meisten sofort die Honigbiene in den Sinn – fleissige Sammlerinnen in grossen Völkern, die Honig produzieren und in ihren Bienenstöcken leben. Doch sie ist nur eine von über 600 Bienenarten, die es allein in der Schweiz gibt. Der Grossteil dieser Arten gehört zu den Wildbienen – und sie unterscheiden sich in vielerlei Hinsicht von ihren bekannten Verwandten.

Lebensweise: Einzelgängerin vs. Staat
Honigbienen leben in grossen Staaten mit bis zu 50'000 Individuen. Sie sind hochorganisiert, arbeiten als Gemeinschaft und überleben auch den Winter im Bienenstock – gefüttert vom gesammelten Honig.

Wildbienen hingegen sind meist Einzelgängerinnen. Etwa 75 % von ihnen nisten im Boden, andere in Totholz oder hohlen Pflanzenstängeln. Sie bauen keine Staaten und produzieren keinen Honig. Jede Wildbienenmutter sorgt allein für ihren Nachwuchs, indem sie kleine Brutkammern mit Pollen und Nektar anlegt.

Vielfalt und Aussehen
Honigbienen gehören alle zur Art Apis mellifera. Sie sehen sich sehr ähnlich und haben einen einheitlichen Körperbau.

Wildbienen dagegen sind extrem vielfältig. Es gibt sie in verschiedensten Grössen und Farben – von winzigen Sandbienen bis zur pelzigen, hummelartigen Blauschwarzen Holzbiene. Manche Arten sind nur wenige Millimeter gross, andere deutlich grösser als Honigbienen.

Bestäubungskraft
Beide Bienenarten leisten Grosses für die Bestäubung unserer Pflanzen. Wildbienen sind dabei oft sogar effektiver: Viele von ihnen sind spezialisiert auf bestimmte Blütenarten und können bei schlechterem Wetter fliegen als Honigbienen. Sie bestäuben Obstbäume, Wildpflanzen und Gemüsesorten – und das oft zuverlässiger als ihre domestizierten Verwandten.

Honigbienen sind Generalisten. Sie besuchen viele verschiedene Pflanzenarten und werden in der Landwirtschaft gezielt für die Bestäubung eingesetzt. Dabei können sie jedoch Wildbienen Konkurrenz machen, besonders wenn das Nahrungsangebot knapp ist.

Gefährdung und Schutz
Während Honigbienen von Imkerinnen und Imkern gepflegt und betreut werden, sind viele Wildbienenarten bedroht – durch Lebensraumverlust, Pestizide, Monokulturen und das Fehlen von Nistplätzen. Mehr als die Hälfte aller Wildbienenarten in der Schweiz stehen auf der Roten Liste. Was sie schützt? Blühende Gärten, pestizidfreie Landwirtschaft, wilde Ecken in der Natur und gezielte Nisthilfen.

Honigbienen sind wichtig – keine Frage. Doch die oft übersehenen Wildbienen sind es ebenso. Sie sind unermüdliche Bestäuber, faszinierend vielfältig und unverzichtbar für unser Ökosystem. Wer Bienen wirklich schützen will, sollte daher auch an ihre wilden Verwandten denken.

Illustration: CHATGPT-KI

Honigbiene (Apis mellifera)

  • Grösse: ca. 1–1,5 cm lang
  • Farbe: goldbraun mit schwarzen Querstreifen
  • Körper: schlank, behaart
  • Flügel: durchsichtig, liegen in Ruhestellung flach auf dem Rücken
  • Aussehen: einheitlich, da es sich um eine einzige Art handelt
  • Behaarung: feine Behaarung auf dem ganzen Körper – dient dem Pollentransport
  • Sie sehen aus wie „typische Bienen“, wie man sie aus Kinderbüchern kennt.

Wildbienen (z. B. Mauerbiene, Sandbiene, Pelzbiene)

  • Farbe: kann braun, schwarz, grau, rot, metallic-blau oder grünlich sein
  • Körper: oft kompakter, gedrungener oder deutlich haariger als Honigbienen
  • Behaarung: je nach Art sehr stark oder kaum vorhanden
  • Aussehen: sehr vielfältig – manche sehen fast aus wie kleine Hummeln, andere eher wie Fliegen oder Käfer
  • Mauerbienen haben zum Beispiel rötlich-braune Haare und tragen Pollen nicht in „Körbchen“ an den Beinen, sondern an den Bauchbürsten.